Tag des offenen Denkmals
Die Theodor-Frings-Privatschule in Dülken residiert in einem beeindruckenden Gebäude. Beim Tag des offenen Denkmals kann es am Sonntag, 8. September, besichtigt werden. Dort sind Geheimnisse zu sehen, die bislang unter der Decke blieben.
Schon von außen ist das Erscheinungsbild des Gebäudes an der Theodor-Frings-Allee mit den Hausnummern 28 und 30 in Dülken imposant. Eine reich verzierte Stuckfassade, mit Erkerturm und einem weiteren Erker, prägt die Straßensicht des Hauses. Das 1881 erbaute Doppelhaus, bestehend aus dem Eckhaus und dem sich anschließendem Mittelhaus, ragt über zwei Geschosse sowie einen Dachboden in den Himmel. „Der Blick von oben auf Dülken ist phänomenal“, schwärmt Christa Heyer, die in dem denkmalgeschützten Haus seit vielen Jahren die Theodor-Frings-Privatschule betreibt.
Diesen Ausblick können die Besucher am Sonntag, 8. September, selbst genießen. Heyer öffnet das Haus beim Tag des offenen Denkmals. Zum nunmehr dritten Mal steht das Gebäude auf der Liste der Häuser, die besucht werden können. Nach 2009 und 2016 schließt sich nun 2024 an. „Dabei gibt es Neues zu entdecken, denn Christa Heyer stößt immer wieder auf historische Überraschungen, wenn sie erneuert und renoviert“, sagt Ellen Westerhoff, die Leiterin der Denkmalpflege der Stadt Viersen. So auch diesmal.
Wer glaubt, die Räumlichkeiten von den vorherigen Denkmaltagen zu kennen, wird staunen. Zwei der Schulräume punkten jetzt mit aufwendigen Stuckdecken, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind. „In den Sommerferien 2023 bin ich zur Schule gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Ich merkte schon, wie ich den Alarm ausschalten wollte, dass etwas nicht stimmte“, erinnert sich Heyer. Der Alarm war nämlich nicht mehr aktiviert. Den Grund sah Heyer beim Betreten des Flurs. Es hatte einen Wasserschaden gegeben und die Decke vom links liegenden Klassenraum war heruntergekommen. Allerdings gab der Raum damit auch ein Geheimnis preis. „Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als ich hochblickte und den Stuck unter der abgestürzten Decke sah, die auf der breiten Lampe des Klassenraumes hing und damit für einen Kurzschluss gesorgt hatte“, erzählt Heyer. Die sofort informierte Denkmalpflegerin war hellauf begeistert über den Stuck, der in den Ecken mit pausbäckigen Engelsköpfen daherkommt. Das sollte aber nicht die einzige Überraschung bleiben.
Die Decke im gegenüberliegenden Klassenzimmer kam Heyer ebenfalls merkwürdig vor. „Ich fand es immer unlogisch, dass die Decke so kurz über den hohen Fensterbögen war und dem Raum damit etwas Beengendes gab. Nachdem wir den Stuck im anderen Klassenraum freigelegt hatten, haben wir hier ebenfalls vorsichtig nachgeguckt“, berichtet Heyer. Und siehe da. Ihr Riecher erwies sich als richtig. Auch hier handelte es sich um eine abgehangene Decke, hinter der sich prachtvolle Stuckarbeiten verbargen.
In den diesjährigen Sommerferien wurde die Decke abgenommen, damit die alten handwerklichen Arbeiten sichtbar wurden. Es scheint, als habe Heyer ein Faible für Decken. Die schon 2016 beim Tag des offenen Denkmals zu sehende, liebevoll restaurierte Decke im Erkerzimmer der ersten Etage mit der Hausnummer 30, geht ebenso auf eine Entdeckung durch die Schulleiterin zurück. „Damals sah ich ein Stück farbige Decke an einer Ecke. Ich rief sofort Ellen Westerhoff an, und wir konnten eine Deckenbemalung feststellen, die komplett freigelegt und danach von einer Düsseldorfer Diplom-Restauratorin restauriert wurde“, sagt Heyer. Im Zuge dieser Restaurationsarbeiten stellte die Fachfrau fest, dass sich unter dem Deckengemälde eine weitere Bemalung befand. Mittels eines 10 x 10 Zentimeter großen Stückes wurde die Erstmalerei freigelegt. Mit ihren eher düsteren Farben bildet sie ein Quadrat in der in Pastellfarben gehaltenen verspielten Jugendstilmalerei. Als Heyer indes an der Tür zu ihrem Büro eine an der Tür vorgesetzte Holzplatte entfernte, tauchte dahinter die alte, originale Kastenfüllung auf. Anhand der ebenfalls etwas düster wirkenden Farben sofort als ein Überbleibsel aus der Erbauerzeit erkennbar.
Alte gusseiserne, ornamentierte Heizkörper sind in der Privatschule ebenfalls in einigen Räumen erhalten geblieben. In der Nummer 28 gibt es zudem noch die originale Holztreppe. „Bei dem Haus ist es bemerkenswert, dass die Ströme der Zeit zu erkennen sind. Jede Epoche hat etwas hinterlassen und das macht das Denkmal so interessant“, sagt Westerhoff und deutet auf die Holzgesimsdecken, die aus den 1920er-Jahren stammen.
Text: Bianca Treffer