Auf Studienfahrt

21.11.2016


Vom 07. bis zum 08. November 2016 fand für die zehnte bis zwölfte Stufe der Theodor-Frings-Privatschule eine Studienfahrt in die historische Stadt Verdun statt. Mit elf Schülerinnen und Schülern, sowie drei Begleitern fuhren wir voller Neugierde mit einem kleinen Bus gegen halb neun vom Café Kultur in Dülken los. Uns erwartete zwar eine lange, aber sich in jedem Fall lohnende Fahrt.

Aber warum sollte man sich eine anstrengende fünfstündige Busfahrt nach Verdun antun?

Aufgrund des aktuellen Themas in Geschichte unternahmen wir einen kleinen Ausflug in die wohl bedeutendste Stadt des ersten Weltkrieges, um uns näher und vor allem visuell besser mit dem Thema auseinandersetzen zu können. Außerdem konnten wir uns so auf einer anderen Ebene als die der sachlichen, mit dem nicht ganz so einfachen Thema vertraut machen.

Bei der Ankunft konnte man schon ahnen, dass in dieser Stadt etwas Besonderes geschehen sein musste. Viele Modelle von Kriegsmaschinerien standen an einigen Ecken der Stadtmitte, Fahnen über Fahnen von Europäischen Ländern waren zu sehen. Auf dem Weg zum Beinhaus fuhren wir durch einen Wald. Die Schüler entdeckten schnell die ungewöhnliche Form des Waldbodens. Winzige Hügel und Täler, wie kleine Wellen durchzog das Erdreich den gesamten Wald. Man konnte erkennen, dass die Natur nicht von dem materialisierten Krieg verschont geblieben war: Granattrichter, Gräben und Wälle, Festungsanlagen und zerfallende Holzhütten sind heute noch zu sehen . Es war ein Leichtes, sich vorzustellen, dass genau hier, vor knapp hundert Jahren, tausende von Soldaten auf ihren Tod warten mussten.

Das Beinhaus, welches die Form eines Schwertes hat, das bis zur Parierstange in den Boden gerammt ist, überragte schon früh die kleineren Bäume und die letzten Meter ließen Jedem den Atem stocken: Eine riesige Grabfläche säumte das 1937 eröffnete Gebäude. Gräber über Gräber, mehr als 16.000 französische Soldaten liegen hier begraben, jedes einzelne gepflegt und mit einer Rose bestückt. Bei diesem atemberaubenden Anblick musste man einfach schlucken.
Vor dem Eintritt ist es Besuchern möglich, durch kleine kniehohe Fenster zu schauen und somit die Gebeinkammer zu betrachten, welche Knochen und Schädel von über 130.000 nicht identifizierten gefallenen Soldaten beherbergt. Nachdem wir uns dann wieder gesammelt haben, traten wir in das Beinhaus ein. Dort erwartete uns zu Beginn ein aufschlussreicher Film des ersten Weltkrieges, über dessen zerstörerische Auswirkungen und schrecklichen Folgen für Mensch und Natur. Dann besichtigten wir das Beinhaus. Die Wände sind mit Gedenksteinen und -platten bekannter französischer Soldaten gepflastert worden, besondere Gräber höherer Offiziere sind hier zu besichtigen. Zudem ist dort eine kleine Kapelle zu besichtigen.
Zum Schluss sind wir dann den „Schwertgriff“ hinaufgestiegen. In 46 Metern Höhe hatten wir einen fantastischen Ausblick. über die ehemalige Front, welche sich später bis zur Nordküste zog, die Provinz und den Friedhof, welcher von dort oben noch beachtlicher aussah.

Damit wir die ersten, vielen und schweren Eindrücke sacken lassen konnten, sind wir gen Abend zu unserem Hotel gefahren, haben unsere Zimmer bezogen und sind schließlich zu einem gemeinsamen Abendessen aufgebrochen. Die sprachlichen Barrieren wurden mehr oder weniger mühselig überwunden, sowie ebenfalls das kulinarische Essen mehr oder weniger genossen wurde. Nach anfänglichen Sprachschwierigkeiten hatten wir einen gelungenen und insgesamt tollen Abend, den wir im Hotel mit einem gemütlichen Spieleabend ausklingen ließen, bei dem ein Jeder mitgemacht hat. Um am nächsten Tag fit zu sein, sind wir dennoch früh in unseren kleinen, aber feinen Zimmern schlafen gegangen.

Das geplante Frühstück gegen 8:45 hat daher Jeder einhalten können. So konnten wir ohne Verzug unserer Führung in der unterirdischen Zitadelle in der Stadtmitte wahrnehmen.
Der Bus fuhr einige Zeit an einer gewaltigen Felswand vorbei, und parkte auf einem Schotterplatz. Erst jetzt realisierten wir, dass der riesige Fels die Zitadelle war, die wir besuchen sollten. Pünktlich begann in dem ausgehöhlten Felsen unsere Führung. Wir stiegen in einen kleinen Zug und durchfuhren die Geschichte des ersten Weltkrieges. Visuelle Effekte, detaillierte Dekoration und Tonaufnahmen versuchten ein Feeling der bitteren Realität zu vermitteln und ließen uns das Leben an der Front faktisch wieder- und miterleben.

Unsere letzte geschichtliche Station war das erst im Februar dieses Jahres wiedereröffnete Memorial de Verdun. Ein neuartiges Museum, bei dessen ehemaligen Bau und Planung, von 1967, die Zeitzeugen des Krieges mitgewirkt haben. Originalreliquien, Zeitzeugenberichte, rekonstruierte und erhaltende Briefe, Tonaufnahmen und persönliche Gegenstände zeugten von einem überwältigenden Reservoir an Geschichtsmaterial. Selbst die Bodenbegebenheiten, wie kniehoher Matsch, wurden plastisch nachgestellt und waren begehbar. Man konnte eindrucksvoll Notiz von vielen Faktoren in und während der Kriegszeit nehmen, dazu spannende Geschichten von Soldaten, Ärzten, Politikern und den Frauen im Hinterland lesen und hören. Das Museum bringt auf seine eigene Art und Weise das Leben in dieser Zeit dem Besucher nahe. Vor allem zeigt es, wie die technische Entwicklung und dessen Fortschritt, gefördert durch das Wettrüsten, in kürzester Zeit zu einem katastrophalen Einschnitt in die Geschichte der Menschheit führen konnte.

Trotz der Intention, die Geschichte den Schülern auf eine andere Art beizubringen, war der Ausflug dennoch eine Klassenfahrt, auf der man auch seine Freizeit wahrnehmen und genießen sollte. So hatten die Schüler anschließend noch ein wenig Zeit in der Stadt zu bummeln, sich zu stärken und die moderne Seite Verduns kennenzulernen, bevor es dann um 14 Uhr gen Heimat gehen sollte.

Zusammenfassend ist die Klassenfahrt als einen einzigen Erfolg zu bewerten. Ohne größere Zwischenfälle haben wir das Programm einwandfrei absolvieren können. Besonders ist hier ein Lob an die Schülerinnen und Schüler auszusprechen, welche sich wirklich vortrefflich während der gesamten Fahrt verhalten haben. Verdun wird uns Allen in guter Erinnerung bleiben, da wir die Schwere des ersten Weltkrieges besser, intensiver und aktiver kennengelernt haben. Die außerordentlichen positiven Resümees der Jugendlichen bestätigten unsere Annahmen einer erfolgreichen und insgesamt schönen Studienfahrt.

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